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Tai:
Zitat mipooh: {k}"Einzig kann uns helfen dieses gewisse Etwas zu erleben ..."{/k}
Da kann ich nur ganz und gar zustimmen.
Und ist es nicht genau das, wofür Buddhas Lehre steht?
Soweit ich es verstehe, strebt man im Christentum das Gute an und verdammt das Böse (symbolisiert durch Hölle, Teufel etc.) Auch Judentum, Islam und selbst der Hinduismus mit seinen sechs (niederen und höheren) Daseinsbereichen zeigt eine solche Hinwendung zum Positiven bei gleichzeitiger Verurteilung des Negativen.
Dass der Buddha sagt, "überwinde den gesamten Gut-Böse-Dualismus, indem du unmittelbar dein eigenes Wesen schaust", halte ich für eine außergewöhnliche, extrem revolutionäre Lehre.
Tai:
Außerordentlich "positiv" an Buddha war wohl, dass er (korrigiert mich, wenn ich da falsch liegen sollte) der erste war, dessen Lehre komplett über "positiv und negativ" hinausging.
Das kann ich nachvollziehen. Passiert mir leider nicht zu oft, da bin ich wohl häufig noch ein bisschen zu starr. Aber wenn's passiert, ist es sehr beglückend.
unter "Ich" verstehe ich schlicht mein Selbstbild, also alle Vorstellungen, anhand derer ich mich selbst verstehe, definiere etc.
So sinnvoll und nützlich derartige Vorstellungen auch sein mögen (z.B. als Orientierungshilfe) - sie sind eben doch sehr spezifisch. Man kann sich im genau jetzigen Augenblick immer nur auf einen einzigen solchen Aspekt konzentrieren (etwa "Ich als Mensch", oder "Ich, der damals das und das erlebt hat" etc.). Auf eine Vorstellung konzentriert, neigt man dazu, das Ganze aus den Augen zu verlieren. Und da das Leben aus lauter Genau-Jetzt-Augenblicken besteht, kann man so sein ganzes Leben lang in Kleinigkeiten verzettelt am Eigentlichen vorbeileben.
Unter Überwindung des Ich verstehe ich so ungefähr den von dir beschriebenen Zustand (ich hoffe, dass wir etwa über das gleiche reden). Man kann einen solchen Zustand auch mit offenen Augen erleben und idealer Weise sogar über längere Zeit aufrechterhalten - ohne gleich in die spezifischen Vorstellungen zurückzufallen. In einem solchen Zustand ist man extrem klar und reaktionsfähig, auch wenn man eher intuitiv handelt. Am ehesten würde ich ihn als einen Zustand tiefen Glücks bezeichnen, ein unbegreifliches, staunendes Gewahrsein (keine Beschreibung kann der Sache gerecht werden).
Diesen Zustand zu etablieren, ist, was ich unter Zen-Praxis verstehe.
Tai:
Hallo kreisgeher,
da ich dieses Posting nicht verstehe, erlaube ich mir ein paar Fragen zu stellen. Diese Fragen sind nicht provozierend gemeint, an Antworten auf sie bin ich wirklich interessiert.
Zitat kreisgeher:{k}"Fuer einen Zenmeister ist die Wespe so gross wie er selbst."{/k}
Soweit, so klar.
Zitat kreisgeher:{k}"Auf Augenhoehe bittet er sie, doch einmal richtig ergiebig vom Kuchen zu kosten. "{/k}
Mal ehrlich, warum sollte er das tun? Schließlich bittet er doch auch nicht das Wasser, den Fluss hinunterzufließen, oder seh ich da was falsch?
Zitat kreisgeher:{k}"Das tut sie, und sie fliegt dann satt davon."{/k}
Na dann, wohl bekomms!
Zitat kreisgeher:{k}"Wie jeder sehen kann, ist sie bald wieder da."{/k}
Aha? Wie kommst du darauf?
Zitat kreisgeher:{k}"aber der Meister ist fort."{/k}
Wo ist er denn hin?
Zitat kreisgeher:{k}"Er war satt und ist weitergegangen."{/k}
Na, dann erst mal gute Nacht für heute und beste Grüße
Tai
Im Koan-Zen werden gerne Fragen gestellt, als eine Methode, "das Eine" (über das begriffliche Denken hinaus) zu erlangen. Es sind dies Fragen, deren Wesen man mit begrifflichem Denken nicht wirklich gerecht wird. Hier mal ein paar Beispiele aus diesem Thread:
Im Geist gibt es kein Immer-Jetzt, warum?
Wieso kann der gegenwärtige Geist nicht ergriffen werden?
Wie willst Du in der Leere die Leere als leer erkennen?
Mal ehrlich: Wie kann man meilenweit von einem Weg entfernt sein, der genau darin besteht, dass es in ihm kein Nah und Fern, kein Oben und Unten gibt? Und wie könnte ein Weg, dessen Wesen das Loslassen begrifflichen Denkens ist, erklärt, gezeigt oder bezeugt werden müssen?
{k}Zitat Helmut: "Im immer jetzt gibt es keinen Geist."{/k}
Das trifft ins Schwarze. Ich erlaube mir übrigens, noch hinzuzufügen: "Im Geist gibt es kein Immer-Jetzt." Warum?
{k}Zitat Helmut: "Es ist alles Geist aber eben nicht ein bestimmter, bedingter, Geist. Jetzt wird nur gelebt ..."{/k}
Kommentar s.o.
{k}Zitat Helmut: "Von Rinzai hättest Du eine Ohrfeige bekommen."{/k}
Zu recht. (Warum eigentlich?)
{k}Zitat Helmut: "der Trick ist nur hättest Du ihn sofort zurück geschlagen."{/k}
In diesem Fall hätte es mir kaum zugestanden. Ich kann mich schließlich nicht mit Scheiße begießen und demjenigen, der mich mühsam wieder sauber putzt, eine runterhauen.
{k}Zitat Helmut: "Bewusster wird mir das ich diese Erfahrungen mit Gefühlen eingelagert habe in die ich nicht unbedingt reingehen will, aber ich weiß auch das ich diese wieder erleben muss um die Immer jetzt Wirklichkeit zu erleben. Ich weis es gibt Karma ..."{/k}
Kommt da hinter Helmuts beeindruckendem Drachenkopf doch noch ein Schlangenschwanz zum Vorschein? (alte Zen-Metapher, wörtlich: "Drachenkopf mit Schlangenschwanz")
{k}Zitat Helmut: "Der "gegenwärtige Geist" kann nicht ergriffen werden, weil Du dieser bist. Sagst Du meine Hand ist das alles dieser Geist. Wie willst Du mit einer Waage aus Wasser Wasser wiegen? Wie willst Du in der Leere die Leere als leer erkennen?"{/k}
Tai:
Immerhin war Unsui der einzige, der versucht hat zu antworten auf die Frage : "Wieso kann auch der gegenwärtige Geist nicht ergriffen werden?" Oder, um es in den Worten des Hsin Hsin Ming zu sagen: "Wieso gibt es kein heute?"
Tai:
Dazu fällt mir ein Zitat ein. Im Diamant-Sutra sagt der Buddha: "Der vergangene Geist kann nicht ergriffen werden, der gegenwärtige Geist kann nicht ergriffen werden und auch der zukünftige Geist kann nicht ergriffen werden."
Klar, der vergangene Geist ist nur eine Erinnerung des Jetzt-Geistes. Und der zukünftige Geist ist nur eine Jetzt-Fantasie. Aber was ist mit dem gegenwärtigen Geist? Wieso heißt es im D.S., auch der könne nicht ergriffen werden?
Tai:
Kleine Korrektur: "Zazen" bedeutet wörtlich "Zen im Sitzen". Insofern werden traditionell nicht drei Formen des Zazen, sondern drei Formen des Zen unterschieden.
Der japanische Fachbegriff hierfür ist: "gyo ju za ge", was soviel bedeutet wie "(Zen im) Gehen, Sitzen und Liegen".
im Koan-Zen werden werden traditionell drei Formen des Zazen unterschieden:
Zen im Sitzen, Zen im Gehen und Zen im Liegen.
Zen im Liegen gilt als die Schwerste der drei Formen und wird i.d.R. nur von Zen-Meistern oder sehr geübten Praktizierenden angewendet. Entscheidend ist dabei, dass der Geist in hellwachem Selbstgewahrsein weilt, frei von jeder Anhaftung an unterscheidendes Denken, spezifische Wahrnehmungen oder bedingte Emotionen.
Da dies selbst im Sitzen kaum zu meistern ist, hat man es (i.d.R.) im Liegen umso schwerer damit. Dennoch ist es möglich - zumindest, wenn man mit einem Koan praktiziert.
Die Praxis des Koan ist auf jeden Fall ein völliges Loslassen und meine persönliche Erfahrung ist, dass ich dies unter extremen Schmerzen nicht kann. Mit "Sitzen" ist im Zen tatsächlich auch eine geistige Haltung gemeint. Man kann also in diesem Sinne auch im Gehen "sitzen" und im Liegen "sitzen". Persönlich würde ich dir aber unbedingt das Sitzen auf dem Stuhl in einer möglichst aufrechten Haltung empfehlen. Was nicht heißt, dass du es nicht zusätzlich auch im Gehen und im Liegen üben kannst. Wichtig ist vor allem die Methode, mit der du während der Meditation deinen Geist ausrichtest.
was regt dich denn an Allisones Äußerungen so auf? Läuft sein Neti Neti nicht ungefähr auf das Gleiche hinaus wie das "Don't know" deines Lehrers (wenn ich dies richtig erfasst haben sollte)?
Tai:
Manchmal machen sie große Worte und sie haben auch kein Problem damit, sich Buddhisten zu nennen. So, wie es der Augenblick erfordert, streiten sie energisch oder passen sich an. Eins mit allem, gibt es für sie kein "allein sein" uns auch kein "sich selbst kennen" und auch keine von ihnen getrennte Welt, mit der sie "im Reinen" sein könnten.
Der Weg der Wirklichkeit hört nicht da auf, wo die Worte anfangen. Wie könnte er?
Tai:
"Was hörst du, wenn du endlich mal die Klappe hältst und keinen Gedanken nachgehst, und was siehst du, wenn du die Augen öffnest und nichts mit Namen titulierst und wenn du dir mal keine Vorstellungen machst?"
Hier ist das Kind nicht nur gefallen, sondern von gastX regelrecht in den Brunnen gestoßen worden. Ein zerbrochenes Glas kann nicht wieder ganz gemacht werden.
Da kann ich nur ganz und gar zustimmen.
Und ist es nicht genau das, wofür Buddhas Lehre steht?
Soweit ich es verstehe, strebt man im Christentum das Gute an und verdammt das Böse (symbolisiert durch Hölle, Teufel etc.) Auch Judentum, Islam und selbst der Hinduismus mit seinen sechs (niederen und höheren) Daseinsbereichen zeigt eine solche Hinwendung zum Positiven bei gleichzeitiger Verurteilung des Negativen.
Dass der Buddha sagt, "überwinde den gesamten Gut-Böse-Dualismus, indem du unmittelbar dein eigenes Wesen schaust", halte ich für eine außergewöhnliche, extrem revolutionäre Lehre.
Beste Grüße
Tai