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Tai:
Ikkyu: "die Nase und Augen sind Waagrecht zu halten."
Interessant. Und die Augen haltet ihr dabei zu oder halb zu?
Ich sehe dies keineswegs dogmatisch, möchte aber der Kommunikation zuliebe entgegenhalten, wie ich es gelernt habe: Die Wirbelsäule ist gestreckt, etwa so, als befände sich oben auf dem Scheitel des Kopfes ein Faden und zöge den Kopf und mit ihm die Wirbelsäule in eine entspannt aufrechte Position. Das Kinn wird leicht Richtung Kehlkopf geneigt und der Blick richtet sich in einem Winkel von etwa 45 Grad nach unten auf den Punkt, der sich dort genau mittig vor dir befindet. Die Augen sind offen (mindestens zu Dreivierteln geöffnet) und der Blick ist entspannt, also ohne aktive Beteiligung. In der Regel hört man dann auch recht bald auf, zu blinzeln, was nach meiner persönlichen Erfahrung auch bei langem Sitzen (zwei Sitzperioden inklusive einer Gehmeditation = 90 Minuten) kein Problem darstellt.
Tai:
Die beste Sitzhaltung ist ein wacher Geist. (hehe)
Mal ernsthaft: Nachdem du sie selber schon so treffend geschildert hast, den vollen Lotus (den ich persönlich auch sehr favorisiere) und den halben Lotus (in den ich auch gerne mal wechsle, nachdem mir die Beine weggespickt sind) - wie siehst du's selber?
Tai:
Zitat Reiner: {k}wenn du auch nur einmal meditiert hättest statt nur zu sitzen hättest du auch ein eigenes erleben gehabt ...{/k}
Ein eigenes Erleben ... ja. Was immer ich auch tue - keine Tätigkeit könnte es mir je verschaffen, das, worum es einzig im Zen geht: Das eigene Erleben. Warum nicht? Weil es genau das ist, was immer schon da ist. Auch wenn, bei genauem Hinsehen darin vielleicht kein "Ich" zu finden ist und somit auch kein "eigenes" und auch kein "Dasein" und auch nicht etwas, das der Vorstellung von "Erleben" entspräche.
:) :) :)
(Aber bevor du mich ganz für verrückt erklärst, höre ich lieber auf.
Also bis dann mal irgendwann.)
wiederholbar? Klar. Mal platt gesagt: Wenn der Geist zur Ruhe kommt, tritt wahrhaftiges Gewahrsein, Samadhi, Erleuchtung, Soheit ein. In dem Moment, wo ich etwas unmittelbar erfahre, erlebe ich es "aus erster Hand". Welche Form von Überprüfung sollte ich dem denn noch zusätzlich aufstülpen wollen?
Es sei denn natürlich, ich würde dies als eine Art empirisch wissenschaftliches Experiment betreiben, was aber nicht der Fall ist.
Worum es nach meiner Erfahrung im Zen allein geht, ist diese Erfahrung aus erster Hand. Worte allerdings können niemals das sein, was sie ausdrücken sollen, sondern immer nur das, was wir uns unter dem Gemeinten {k}vorstellen{/k}. Das Wort "trinken" hat mit dem tatsächlichen Vorgang des Trinkens wenig zu tun und es löscht auch nicht meinen Durst. "Wahrhaftiges Gewahrsein", "Samadhi", "Erleuchtung", "Soheit" und x-beliebige andere Ausdrücke, die ich zu diesem Zweck aus dem Ärmel zaubern könnte, sind daher auch leider herzlich wenig geeignet, das Erlebnis selbst zu beschreiben. Willst du es verstehen, musst du es selbst erfahren. Einen anderen Weg sehe ich nicht. Wie erfährst du es? Laut Buddha, indem du im genau jetzigen Augenblick aufhörst, die Dinge durch den Filter des begrifflichen Denkens, also des Wortverstehens erfasst.
Das mag sich simpel (oder verrückt) anhören. Doch dieser Eindruck vergeht i.d.R. wenn man es - und sei es auch nur versuchsweise - tatsächlich mit aller Entschlossenheit einmal anzuwenden versucht.
Wie ich es persönlich sehe, habe ich ja oben zu beschreiben versucht - was natürlich nicht bedeutet, dass ich andere Sichtweisen wie deine z.B. nicht respektieren würde.
ich kann dir deine Reaktion nicht verdenken. Das obige Bodhidharma-Zitat dürfte wohl jedem halbwegs vernünftigen Menschen erst mal wie der größte Unsinn vorkommen. Und doch vermittelt es aus Zen-Sicht (nach meinem Verständnis) die Essenz der Buddhalehre.
Während meiner täglichen Arbeit einen Gedanken aufkommen zu lassen, der zur Verrichtung dieser Arbeit nötig ist, ist etwas ganz Natürliches. Aber wenn ich in der Ausübung der Zen-Praxis den/meinen Einen Geist (auch "das Ganze" oder "Buddha" genannt) erfahren möchte, dann ist das völlige Loslassen aller Gedanken genau die im Zen gelehrte Methode dazu.
De facto sieht die Sache übrigens doch wohl eher so aus, dass wir nicht nur den zur Verrichtung unserer Arbeit notwendigen Gedanken aufkommen lassen. Vielmehr läuft in unseren Köpfen die ganze Zeit über ein permanenter Film von Vorstellungen, Erinnerungen, Fantasien, begrifflichen Gedanken u.s.w. ab, so, als müssten wir der puren Existenz permanent dieses geradezu zwanghafte Verstehenwollen entgegenstellen (ich schließe hier bewusst ein bisschen von mir selbst auf uns alle). Laut Buddhalehre ist es aber gerade dieses Verstehenwollen, das uns daran hindert, das Absolute (unserer Existenz) zu erfahren.
Es würde mich interessieren, ob du diesen Ansatz nachvollziehen kannst - mal ganz abgesehen davon, ob du ihn nun plausibel findest oder nicht.
Tai:
nicht mal das und nicht nur "bevor", auch "nachdem".
"Buddha verkündete alle Dharmas, um sicher zu gehen, dass jede Spur des Denkens restlos ausgemerzt wird. Ist aber alles Denken ausgemerzt, was bedeuten dann noch alle Dharmas?" (Bodhidharma)
Und doch sind sie für den Suchenden DAS "Geschenk des Himmels"!
sehr treffend. Wir sind halt alle hier (mehr oder weniger) am höchsten Gipfel der Erkenntnis angelangt - nämlich dem, dass durch Erkenntnis oder was auch immer nix zu erreichen ist. Da bedarf es nur noch eines weiteren Schrittes. In dem Maße, in dem wir den nicht wagen, fühlen wir uns eben gerne einmal mehr bemüßigt, die "Höchste Erkenntnis" zu verkünden. :)
Dagegen die Lehre des Buddha: "Durch die vollkommene, unübertreffliche Erleuchtung habe ich wahrlich nichts hinzugewonnen."
Und (einmal mehr von mir) Meister Huang Po: "Und selbst wenn du alle zehn Stufen einer Bodhisattva-Entwicklung eine nach der anderen durchschreitest - sobald du endlich in einem Augenblick vollkommene Verwirklichung erlangst, wirst du nur {k}das{/k} Buddhawesen erfahren, das alle Zeit bei dir war. Auf allen vorangegangenen Stufen wirst du ihm nichts hinzugefügt haben und die Äonen des Ansammelns und Wirkens werden dir wie unwirkliche Traumhandlungen erscheinen."
Eine Koan-Frage kann nicht intellektuell gelöst werden, sondern nur durch unmittelbares Schauen deines eigenen Geistes, also ein Gewahrsein dessen, was du unmittelbar bist diesseits aller Vorstellungen über dich und die Welt. Diese Schau ist ganz von selber da in dem Maße, in dem du dich von der Anhaftung an Formen, Gefühle, Gedanken, Wollen und Bewusstsein genau jetzt lösen kannst.
Jemand, der diese Lehre klar versteht, anderen vermitteln und im Ansatz punktuell verwirklichen kann, wird vom Zen-Meister zum Dharma-Lehrer ernannt. Die Verwirklichung wird dadurch geprüft, dass eine solche Person gewisse Grundkoan gelöst haben muss. Eine solche Person darf Dharmareden halten, gilt aber noch nicht als "Dharmanachfolger" und darf auch noch keine Koan-Schulung durchführen.
Wer alle oder die Wesentlichen der in der jeweiligen Schule gebräuchlichen Koans gelöst hat und den Zustand der gedankenfreien Wesensschau (Samadhi) solide verwirklichen kann, wird zum Dharma-Meister ernannt. Eine solche Person gilt bereits als "Dharmanachfolger" und darf die Koanschulung durchführen.
Wer in dieser Praxis Meisterschaft erlangt, erhält die Übertragung zum Zenmeister (in manchen Schulen gibt es nur diese letzte Übertragung). Ein Zenmeister wird nach diesem System also von einem ebenfalls legitimierten Zenmeister legitimiert. So entstehen ganze Übertragungslinien, die heute immer noch vorliegen und zum Teil bis zu Shakiamuni Buddha zurückreichen. Der kürzlich verstorbene koreanische Zenmeister Seung Sahn etwa war demnach der 78. Dharmanachfolger nach Buddha.
Wie authentisch diese Übertragungen im einzelnen sind oder waren, kann ich nicht beurteilen. Mein persönlicher Eindruck ist, dass sie in buddhischtisch geprägten Kulturen mit einer starken, sich gewissermaßen selbst kontrollierenden Sangha ganz gut funktioniert zu haben scheinen. Gerade im Übergang von Ost nach West ist die Authentizität von asiatischen Lehrern und deren westlichen Dhrmanachfolgern für uns hier häufig nicht wirklich einsehbar. Ich weiß eigentlich von nahzu keinem solcher Lehrer, der heutzutage nicht von irgendeiner Seite her massiv in Frage gestellt werden würde.
Es wird dir also nichts anderes übrig bleiben als das zu tun, was ohnehin das Naheliegenste ist: Deiner eigenen Einschätzung vertrauen. Wie ich am Anfang schrieb, schließt die Zenmethode ein Loslassen nicht nur der Anhaftung an Formen und Gedanken, sondern auch an Gefühle, Wollen und sogar Bewusstsein mitein. Die Zen-Schulung muss also immer auch eine Ego-Schulung sein. Wer ein Riesenego vor sich herträgt, extremen Süchten frönt usw. hat sicherlich noch einiges loszulassen und kann nicht Zenmeister genannt werden. Das muss aber nicht bedeuten, dass du von einem solchen Menschen nicht trotzdem eine Menge über Zen lernen kannst.
Tai:
Zitat Ikkyu: {k}"Du willst also sagen, das er sich in seinem Dojo einschliesst, und statt Zazen zu praktizeiren, sich heimlich Schnapps, Dogen oder Schokolade reinzieht ..."{/k}
Wer ist der sympathische junge Mann ganz unten rechts? Etwa der Künstler?