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du hast es ja selber auch schon ausgedrückt, dass das gedankenleere Gewahrsein ein Zustand von großer Wahrhaftigkeit ist. Und dass es damit schnell wieder vorbei ist, sobald gedankliches Verstehen einsetzt. Gedankliches Verstehen setzt aber bei uns quasi reflexartig ständig und ununterbrochen ein. Koanfragen sind in erster Linie eine Methode, die dich unmittelbar ins gedankenleere bzw gegenstandlose Gewahrsein führen kann und auch eine Methode, im gegenstandslosem Gewahrsein zu weilen.
In zweiter Linie sind Koans dann moch ein Mittel, anhand dessen Zenmeister traditionell die Tiefe der Erleuchtung ihrer Schüler prüfen.
Wie mipooh zu recht schrieb, hat das mit Rätsel nicht viel zu tun. Es geht eher darum, kontinuierlich eine auf deinen eigenen Geist gerichtete, fragende Geisteshaltung zu etablieren. Denn solange die Frage da ist "Was bin ich?", ohne dass du gedankliche Antworten erzeugst, bist du vollkommen wach, offen und voll da. Sobald du die Frage dagegen beantwortest etwa im Sinne von "ich bin ein Mensch, ich heiße Petra blah, blah ..." verlierst du dich wieder in deinen Vorstellungen, Konzepten, Tagträumen, Vorlieben und Abneigungen etc.
Laut Zenleere führt wahrhaft gegenstandsloses Gewahrsein unmitelbar in das, was auch als Erleuchtungserfahrung bezeichnet wird. Mit 'gegenstandslos' ist damit aber nicht nur ein Zustand gemeint, der frei von jeder Anhaftung an gedankliche Vorstellungen ist. Er ist auch frei von der Anhaftung an Formen, Gefühlen, eben Gedanken, Impulsen (Wollen) und Bewusstsein (auch 5 Skandas genannt).
Meine sehr laienhaften Erfahrungen mit dieser Art von Praxis besagt, dass man in einem solchen Zustand alles intuitiv voll mitkriegt und auch vollkommen adäquat handeln kann. Im Gegenteil: Wesentlich weniger adäquat handele ich, wenn ich tief in Gedanken verstrickt bin (ich denke hier z.B. an Zustände, in denen ich mich befand, unmittelbar bevor ich Fahrradunfälle, heftigen Streitereien u.s.w. verursacht habe).
Es ist wirklich nicht böse gemeint, aber wenn du so versunken meditierst, dass du weder Wecker noch Kuh hörst, dann bist du sicher nicht in gegenstandslosem Gewahrsein, sondern in Gedanken, Erinnerungen oder Tagträumen versunken. Einen Widerspruch zwischen gegenstandslosem Gewahrsein und hier und jetzt Im-Leben-Stehen, kenne ich nicht. Dass die Kuh oder der Wecker dich dagegen unmittelbar befreien können, kann ich sehr gut nachvollziehen.
Tai:
Natürlich trifft er zu - ich benutze ja auch nicht den Konjunktiv, denn ich gehe davon aus, das sich, was du schreibst, aus deiner Praxiserfahrung herleitet.
Die Trennung von Dualität und Einheit ist natürlich ebenfalls Dualität, da hast du völlig recht. Ich würde übrigens auch nicht behaupten, dass ich, wenn ich hier mein Verständis von Zen ausdrücke, dies unabhängig von dualitärem Denken oder ihrem Wesen nach zwangsläufig dualitären Begriffen tun würde.
Es spricht auch nichts dagegen, sich allerhand Gedanken über "gedankenleer" zu machen, "gedankenleer" zu beschreiben und darüber zu diskutieren. Was immer dabei herauskommt, werden aber Gedanken sein. Das ist ein bisschen so, als würden wir uns jetzt gegenseitig den Zustand des Todseins beschreiben wollen. Wie sehr wir uns dabei auch bemühen mögen: Was wir sagen würden, wäre zwangsläufig Ausdruck unseres Lebendigsein.
Tai:
Und das, wo du doch sonst ein so aufmerksamer und wortgenauer Leser bist. Wir sprachen hier ja nicht von allgemeinem Gewahrsein, sondern von "gedankenleerem" Gewahrsein. Willst du wirklich behaupten, Gedanken wären Teil des gedankenleeren Gewahrseins? Wenn ja, dann herzlich Willkommen in der Art von Verständnis, die du wohl als "Zendenken" bezeichnest! :)
Tai:
Ich glaube, da missverstehst du ihn. Unsuis Fähigkeit, in seinen Aussagen nicht immer blind dem Common Sense zu folgen, bedeutet keineswegs, dass seine Aussagen nicht Hand und Fuß hätten. Only my two Cents.
Würdest du mich fragen, mit welcher Praxis ich das gedankenleere Gewahrsein übe, würde die Antwort in genau diese Richtung weisen: Wer ist es?
Die Frage: "Was ist dies?" im Sinne von "Wer bin ich?" ist neben "Mu" eines der beiden meist verwendeten Hauptkoans in der Tradition des Koan-Zen. Das geht dann etwa so:
Du fragst dich diese esentielle Frage "Was bin ich? Was ist dasjenige, das all dies hier erlebt? etc." Ich schreibe "etc.", weil es auf lange Sicht nicht darum geht, diese Frage jetzt auf die ein oder andere Art wörtlich oder gedanklich im Kopf auszuformulieren, sondern du sie nach einiger Praxis auch nonverbal, als eine Art intuitiv auf dich selbst gerichtetes, fragendes Bewusstsein stellen und halten(!) kannst.
Noch weniger geht es natürlich darum, auf diese Frage jetzt irgendwelche intellektuellen Antworten zu produzieren. Im Gegenteil, wann immer du bemerkst, dass Gedanken auftauchen, fragt sich wieder: "Aber was ist dasjenige, das diese Gedanken hat?"
LG
Tai
p.s.: Dass "gedankenleer" mit "voll da" einhergeht, hast du schön ausgedrückt. Es ist dies wohl so eine Art Quintessenz des Zen. Du kannst dieses Gewahrsein natürlich gerne auch als intuitives Kennen bezeichnen. Wenn wir uns jetzt alle hier im Forum aber gegenseitig unsere Erlebnisse beschreiben würden, dürfte dies wohl zwangsläufig eher auf ein Kennen im Sinne von dualistischem Denken hinauslaufen. Sicher legitim und vielleicht auch höchst sinnvoll, aber genau jetzt eben auch zugleich der Killer des gedankenleeren Gewahrseins.
"Und neulich hatte ich beim Üben von Zazen das Gefühl tatsächlich nicht gedacht zu haben und doch irgendwie existent gewesen zu sein,
also geankenleer und doch irgendwie voll da.
Kennst du das auch oder jemand anderes hier ?"
Hallo Petra,
deine Frage "Kennst du das auch?" führt jeden Praktizierenden eines gedankenleeren Gewahrsein aufs Glatteis. Denn was sollte in der Zenpraxis Bedeutung haben, wenn nicht das, was genau jetzt ist? Und wenn ich genau jetzt egal was "kenne", bin ich denkbar weit von gedankenleerem Gewahrsein entfernt.
Entscheidend empfinde ich da eher die Frage: Wie kommst du in einen solchen Zustand und wie schaffst du es, in ihm zu weilen. Denn sobald du deinen Zustand als "gedankenleer" erkennst, bist du schon wieder ganz und gar in in eine dualitäre Weltsicht (Denken) verstrickt.
Was ist dies? = Was bin ich? = Was ist dasjenige, das sich das jetzt fragt?
Machst du das eine Weile, dann kannst du diese Art von auf sich selbst gerichtetem Gewahrsein auch nonverbal (intuitiv) praktizieren.
Taucht ein Gedanke auf und ich werde mir dessen bewusst, dann versuche ich den Genau-Jetzt-Gedanken loszulassen, indem ich mich wieder auf dasjenige ausrichte, das da denkt bzw. loslässt.
Merke ich nicht, dass Gedanken auftauchen, dann verliere ich mich in meinen Gedanken, Tagträumen etc. Und das kann dann eigentlich nicht mehr Zen genannt werden - auch wenn ich noch so schön im vollen Lotus dasitze. Praktiziere ich dagegen die oben beschriebene Form von gegenstandslosem, auf den Geist gerichtetem Gewahrsein, dann würde ich das jetzt als Zen bezeichnen - auch wenn ich währenddessen z.B. gerade mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre oder was auch immer tue. Die Praxis im Sitzen bietet aber die besten Vorraussetzungen für die oben beschriebene Haltung des Geistes.
Tai:
Gute Frage!
Und ja, für mich ist Mut der Schlüssel zur Zenpraxis, ebeneso wie ich den automatischen, reflexartigen Denkzwang als eine Art Angstreflex verstehe. Denn das unmittelbare So-Sein kann so unsagbar überwältigend sein! Ich wüsste nicht, was mehr Mut erfordert, als auch nur einen Augenblick das begriffliche Denken loszulasen.
_()_
Tai
Tai:
Ein Mönch fragte Meister Unmom: "Was ist Buddha?"
Unmon erwiderte: "Kanshiketsu (=trockene Scheiße auf einem Stock)."
(Mumonkan, 21. Fall)
Unmons 'Kanshiketsu' auf die Frage nach Buddha und dass im Sutra vom 'unsagbaren Glanz des Tathagata' gesprochen wird, sind beides nur Finger, die auf denselben Mond zeigen.
Tai:
Da ist in der Tat nichts zu verherrlichen. Der Glanz des Tathagata könnte ebenso gut auch 'Scheiße des Tathagata' heißen; was hast denn du gedacht?
Wenn du dir Sundros Zitat noch einmal zu Gemüte führst, wirst du sicherlich erkennen, dass es gar nichts geben kann, was nicht dieser Glanz wäre. Du musst jedoch die Augen öffnen und es schauen! Das ist essentiell. Der Bauer kann die Kuh zum Wasser führen, doch trinken muss sie selbst. Lass dich von der Manie des verallgemeinernden Denkens nicht dazu verleiten, diesen Punkt (das tatsächliche, genau-jetztige Schauen/Gewahrsein) für unnötig zu halten!
Und noch am Rande: Zu behaupten, "ich hafte an nichts", ist buchstäblich und im wahrsten Sinne des Wortes ein Haften an etwas.
deine Lebensweisheit ist sicher gut geeignet, die Zufriedenheit in deinem Leben zu erhalten. Entscheidend ist für mich aus Zensicht aber vor allem, dass, wie du schreibst, du es bist, der sein Leben als ... was auch immer empfindet. In diesem DU liegt für mich der Schlüssel, nicht in der Zufriedenheit oder Sinnerfülltheit. "Jede Idealisierung" wird sich im einfach nur Sitzen nur dann verlieren, wenn und solange du ihn wirklich schaust, diesen "Glanz des Tathagata", von dem Sundros Sutra spricht.
Tai:
Da sich auch bei mir niemand angekündigt hat, kann ich es auch nicht "wissen".
Dennoch glaube ich, im Anonymus eine Person erkannt zu haben, die hier - vor deiner Zeit - mal recht aktiv war und auch damals immer mal wieder mit originellen Fakes von ähnlichem Kaliber Zen.de belebt hat. Ich schätze diese Person und trotz des provokativem Oberbaus erkenne ich auch in dieser Scharade hier viel Humor und eine wohlmeinende Absicht.
Tai:
Ihr drei befandet euch doch in einem soliden Gleichgewicht (und die zwei konnten auch mal einer Meinung sein) als du Zen.de noch regelmäßig deine "Aufmerksamkeit geschenkt" hast. Das kannst du ja nun schlecht mipooh und unsui vorwerfen, dass du dich einfach davongemacht hast, du Schelm! Aber es freut mich, zu hören, dass du die beiden immmer noch lieb hast :). Und deinen fast schon nervig infantilen, aber in seiner Merkwürdigkeit dann doch wieder originellen und auf jeden Fall einfallsreichen Humor hast du offenbar auch noch ...
Beste Grüße und lass dich beizeiten mal wieder blicken.
mit wacher Aufmerksamkeit bei sich zu bleiben: Täte mir leid, zu hören, wenn das für dich "völlig in die Hose" gegangen sein sollte.
Wozu brauchst du Patentrezepte oder suchst sie in meinen Beiträgen?
Wieso unterscheidest du zwischen Kontrollierbarkeit und Nicht-Kontrollierbarkeit?
Und was ist dir so wichtig an "perfekten Glaubensgrundsätzen", die du offenbar in meine Beiträge hineindeutest.
Sorry, aber von all dem habe nicht viel zu bieten: Nur mein Verständnis von Zen und Praxis im Alltag.
Was andere sagen bzw. "sich bis zu mir herumgesprochen hat" ist, ehrlich gesagt, auch nicht so wichtig für mich. Für dich vielleicht? Wenn ja, versuchs doch mal mit der von mir im Eingangssatz bezeichneten (buddhistischen) Haltung: Mit wacher Aufmerksamkeit bei sich zu bleiben.
Mir fiel halt auf, dass dein Eingangsposting eine (auf mich sehr authentisch wirkende) Betroffenheit zum Ausdruck brachte, während du dein Verhalten in der Situation als "desto freundlicher, zuvorkommender und ruhiger" beschrieben hast. Dies muss natürlich kein Widerspruch sein; dennoch wird freundliches, zuvorkommenes und ruhiges Verhalten vom Gegenüber eben häufig nicht unbedingt als Ausdruck von Betroffenheit wahrgenommen.
Es muss ja auch auf dich nicht zutreffen. Aber mir zumindest geht es immer wieder so, dass ich mich - besonders wenn ich angegeriffen wurde - im Nachhinein in einer gefühlsmäßigen Haltung finde, zu der meine erste reflexartige Reaktion (mit all ihren oft negativen Folgen) nicht so recht zu passen scheint. (In diesem Sinne habe ich das Wort authentisch benutzt, obwohl die reflexartige Reaktion auf einer prinzipiellen Ebene natürlich genauso authentisch ist.)
du hast es ja selber auch schon ausgedrückt, dass das gedankenleere Gewahrsein ein Zustand von großer Wahrhaftigkeit ist. Und dass es damit schnell wieder vorbei ist, sobald gedankliches Verstehen einsetzt. Gedankliches Verstehen setzt aber bei uns quasi reflexartig ständig und ununterbrochen ein. Koanfragen sind in erster Linie eine Methode, die dich unmittelbar ins gedankenleere bzw gegenstandlose Gewahrsein führen kann und auch eine Methode, im gegenstandslosem Gewahrsein zu weilen.
In zweiter Linie sind Koans dann moch ein Mittel, anhand dessen Zenmeister traditionell die Tiefe der Erleuchtung ihrer Schüler prüfen.
Wie mipooh zu recht schrieb, hat das mit Rätsel nicht viel zu tun. Es geht eher darum, kontinuierlich eine auf deinen eigenen Geist gerichtete, fragende Geisteshaltung zu etablieren. Denn solange die Frage da ist "Was bin ich?", ohne dass du gedankliche Antworten erzeugst, bist du vollkommen wach, offen und voll da. Sobald du die Frage dagegen beantwortest etwa im Sinne von "ich bin ein Mensch, ich heiße Petra blah, blah ..." verlierst du dich wieder in deinen Vorstellungen, Konzepten, Tagträumen, Vorlieben und Abneigungen etc.
Laut Zenleere führt wahrhaft gegenstandsloses Gewahrsein unmitelbar in das, was auch als Erleuchtungserfahrung bezeichnet wird. Mit 'gegenstandslos' ist damit aber nicht nur ein Zustand gemeint, der frei von jeder Anhaftung an gedankliche Vorstellungen ist. Er ist auch frei von der Anhaftung an Formen, Gefühlen, eben Gedanken, Impulsen (Wollen) und Bewusstsein (auch 5 Skandas genannt).
Meine sehr laienhaften Erfahrungen mit dieser Art von Praxis besagt, dass man in einem solchen Zustand alles intuitiv voll mitkriegt und auch vollkommen adäquat handeln kann. Im Gegenteil: Wesentlich weniger adäquat handele ich, wenn ich tief in Gedanken verstrickt bin (ich denke hier z.B. an Zustände, in denen ich mich befand, unmittelbar bevor ich Fahrradunfälle, heftigen Streitereien u.s.w. verursacht habe).
Es ist wirklich nicht böse gemeint, aber wenn du so versunken meditierst, dass du weder Wecker noch Kuh hörst, dann bist du sicher nicht in gegenstandslosem Gewahrsein, sondern in Gedanken, Erinnerungen oder Tagträumen versunken. Einen Widerspruch zwischen gegenstandslosem Gewahrsein und hier und jetzt Im-Leben-Stehen, kenne ich nicht. Dass die Kuh oder der Wecker dich dagegen unmittelbar befreien können, kann ich sehr gut nachvollziehen.
LG
Tai