(Anstoß zu dieser Diskussion ist mein Ärger über den Beitrag über Einander vertrauen. Ärger darüber, daß im Windschatten von Zen die Scharlatanerie fröhliche Urständ feiert.)
Konkret meine ich die Esoterik und ihre Auswüchse.
Ich hatte áuch Berührung mit der Esoterikszene, und dort ist nach meiner Erfahrung unter anderem eine Art weichgespültes Zen angesiedelt. Alle möglichen Schlagworte (*) aus Psychologie, Anthroposophie, Philosophie, Taoismus werden unreflektiert zu einer Patchworkphilosophie zusammengeschustert. Konfuzius und die alten Griechen werden bemüht, auch indianische Schamanen werden immer wieder gern genommen. Über allem schwebt die Astrologie. Und natürlich darf auch Zen nicht fehlen.
(*) Das am meisten verbreitete Schlagwort ist wohl Der Weg ist das Ziel. Auf Nachfragen erhielt ich bisher noch {f}niemals{/f} eine {f}klare{/f} Definition, nur verschwurbelte, gequirlte Kacke.
Reiki und Qi Gong, Feng Shui und Ayurveda, indianischer Schamanismus und afrikanische Voodoo-Riten werden den Gläubigen als Medizin angedreht. Von Aura und dem Dritten Auge wird gefaselt, von außerirdischen Einflüssen und Warzenbesprechung, massenhypnotische Phänomene führen zu kollektiven Selbstmorden
In spiritistischen Sitzungen wird Tischerücken gespielt, Tarotkarten werden zu Lebensproblemen befragt, das I Ging wird als Alltagsorakel bemüht, um herauszufinden, welche Auswirkungen es hat, wenn man sich eine neue Hose kauft.
(...)
ad infinitum fortzuführen
All das ergibt unzählige Kombinationsmöglichkeiten und dadurch ebenso viele Geheimlehren (so die wörtliche Übersetzung des Begriffes Esoterik).
Mich ärgert daran, und es stößt mich geradezu ab, daß in der Nachfolge all dieser Geheimlehren der Verstand offensichtlich beim Guru abgegeben wird.
Und um jetzt doch noch nach der Leerung meines Kropfes eine konkrete Frage anzuschließen:
Wie begegnet ihr den Mißverständnissen, die unweigerlich entstehen, wenn ihr euch als Zen-Übende outet? (Von den einen wird man in die Spinner-Ecke gestellt, von den anderen wird man in die Esoterik-Familie eingeordnet, beides ist gleichermaßen anstrengend (und vor allem müßig) zu entkräften, zumindest für mich.)
Auch wenn sie sich ärgert,
oma_lacht
es wäre vielleicht hilfreich, wenn Du Dich etwas darüber auslassen würdest, was genau Dich an meinem Beitrag so stört, dass Du laut 'Sakrileg!' schreist. Sind es die Worte 'Schlabberlatz' und 'Dachlatte' für das Rakusu und den Kyosaku?
Wenn Du genau hinschaust, ging es ja gar nicht darum, sich über "jahrhunderte alte Traditionen und erprobte Methoden" lustig zu machen, sondern um das Haften an diesen Traditionen und Methoden. Nichts Heiliges ...
wie wunderbar ist dieses gewand der befreiung
wie ein feld, das vor glück und grosser freude überquillt
des tathagata lehren verehrend
geloben wir alle fühlenden wesen zu retten
Wenn Du das Takkesage verwirklichst, musst Du dann noch die Kesa oder das Rakusu anlegen? Nicht, dass irgend etwas dagegen spräche, doch dann trägst Du die Kesa bereits - auch wenn sie vielleicht eher wie ein T-Shirt aussieht. Und wenn nicht, wenn Du bei der Rezitation des Takkesage nur ein paar japanische Silben vor Dich hin plapperst, dann ist das Tragen des Rakusu nur Mummenschanz, eine exotische Verkleidung, ein Schlabberlatz.
Wenn ich mich über irgend etwas lustig gemacht habe, dann über Attitüden, nicht über Traditionen. Woher Deine wütende Reaktion?
Freundliche Grüße,
Ralf